Echtes Lagerfeuer und künstliche Intelligenz

BDG-Feierabende 2023 und die neue Kollegin

Am Lagerfeuer kommen wir zusammen und reden über das, was uns bewegt. Beim BDG-Feierabend on air haben wir im letzten Jahr mit euch über die Themen der Branche gesprochen. Elf kleine Lagerfeuer – digital, virtuell, europaweit – und Wärme und Offenheit waren immer mit dabei (nur an der Gitarre arbeiten wir noch).

KI als Klammer

Höhepunkte 2023 waren sicher die Launchparty für die neue BDG-Website, ein Blick ins UX-Design „Beyond the Click“, die Frage nach der visuellen Darstellung von Glaubwürdigkeit und der Klassiker „Auftrag, AGB und Rechtsgedöns“. Besonders empfehlen möchte ich den fulminanten Vortrag „Gestaltung Gestalten“ von BDG-Ehrenmitglied Michael B. Hardt, den wir alle auswendig lernen sollten, um unsere Leistungen besser zu verkaufen.

DAS Megathema in der Medien- und Designwelt war auch für unser Programm die Klammer: Künstliche Intelligenz.

Unsere neue Kollegin

Auftakt im Januar: BDG-Kollege Marc Engenhardt, der mit seinem Fachbuch tief in die Grundlagen von KI einführt. „Design und künstliche Intelligenz“ (Marc Engenhart, Sebastian Löwe) ist kein schneller Einstieg, der uns mal kurz mit Tools spielen lässt. Weder euphorisches Ahh und Ohh, noch polemisches Bangemachen. Dieses Buch ist den Grundlagen und Prinzipien gewidmet, auf denen maschinelles Lernen basiert. Es zeigt, wie sich unsere Arbeitspraxis verändern kann, wenn wir KI in den kreativen Prozess integrieren.

Unser Rollenverständnis als Designer:innen verschiebt sich von der Gestaltung des Mediums zur Gestaltung von Regeln und Grenzen eines Systems. Das ist neu und spannend – und kaum verwunderlich, dass es viele von uns verunsichert. Doch gerade die fachliche Tiefe seines Buchs gibt uns die Möglichkeit, die Maschine zu verstehen. Um BDG-Ehrenmitglied Erik Spiekermann zu zitieren: 

Wir Gestalter haben eine neue Kollegin, KI genannt. Dieses Buch verspricht keine einfachen Lösungen, erklärt aber sorgfältig, verständlich und vor allem gut gestaltet, was wir von der neuen Kollegin zu erwarten haben und wie wir mit ihr umgehen sollten.

Erik Spiekermann

Und, wie macht sich die Neue so?

Marcs fundiert-theoretischem Auftakt haben wir zum Jahresende eine lebendige, handfeste Sicht auf KI im Alltag gegenübergestellt. 11 Monate später hat sich viel entwickelt und so hat uns Jakob Maser in seinem „Reality Check“ einen praxisnahen Bericht gezeigt, wie die neue Kollegin in seiner Agentur begrüßt und ein Jahr eingearbeitet wurde. Spoiler: Kaffee kocht sie dem Team immer noch nicht.

Wie können neue Systeme, die noch begrenzt produktionsreif sind, in ein Team integriert werden? Jakob hat in der Agentur Hack-Nights mit Pizza und Kaltgetränk (some call it Feierabend) veranstaltet, wo alle Beteiligten gemeinsam Wissen teilen, Tricks tauschen oder sich bei ersten Gehversuchen unterstützen. – Nachmachen empfohlen!

Jakobs Tipp: KI wird bleiben, also ist jetzt der Zeitpunkt, sie kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Sein Beispiel macht uns Mut, mit den Systemen zu spielen und ohne Angst mit ihnen umzugehen. Natürlich stellen sich auch in seiner Agentur die gleichen Fragen, wie überall: Ist es höflich, eine Konversation vorzutäuschen, die in Wahrheit nur eine Maschine zusammengebaut hat? Macht eine KI-Illustration einen Profi wirklich arbeitslos? Ist ein Social-Media-Post lesenswert, wenn er nicht von einem Menschen, sondern einer Maschine geschrieben wurde? Und warum zum Teufel haben Menschen auf KI-Bildern so oft sechs Finger?

Auch das ist BDG on air

Wo wir gerade bei Fehlern sind: Im Advents-Feierabend erzählten unsere Kolleg:innen Nina Witte, Lena Weissweiler und Florian Caspers offen und schonungslos ehrlich von ihren unterhaltsamsten Unachtsamkeiten, miserabelsten Missgeschicken oder ihrem fürchterlichsten Fuckup. Sie haben uns berichtet, wie die Bank sie in die Insolvenz hat laufen lassen, der Jahresumsatz wegbricht oder ein Auftraggeber einen auflaufen lässt – und mit welchen Ansätzen sie sich aus diesen Situationen rausarbeiten. Danke für diese Offenheit und dass wir gegenseitig nicht nur von Fehlern lernen dürfen, sondern auch unsere Verletzlichkeit zeigen können. Ganz reale Lagerfeuergespräche.

»Al« nennt man Dinge nur solange sie nicht besonders gut funktionieren. Danach ist es einfach eine Software, die das leistet, was man von ihr erwartet.

Peter Kabel

Ob ich meine Buchhaltung mache, meine Fotos sortiere oder schnell ein Bild freistelle, die algorithmen-basierte Anwendung statistischer Wahrscheinlichkeiten – denn nichts anderes ist KI – nutze ich längst und gern in meinem Alltag. Die Software leistet einfach, was ich von ihr erwarte. 

Politisch treten wir als Berufsverband dafür ein, dass Kreative fair entlohnt und behandelt werden, wenn es um Training und Einsatz von KI geht, wie auch im gemeinsamen Positionspapier der Kreativ-Verbände zu lesen.

Theoretisch, praktisch, politisch – der Umgang mit generativer KI zur Erzeugung von Bildern, Texten, Programmcodes etc. wird uns im Berufsverband weiter intensiv beschäftigen und wir freuen uns auf viele spannende Diskussionen mit euch. Stay tuned!

Künstliches Feuer, echte Intelligenz

Das Team Lagerfeuer um Susanne, Arne und Simon legt sich ins Zeug, ein abwechslungsreiches Programm zu kuratieren, das aktuelle Fragen des Alltags aufgreift und immer auch den Blick in die Zukunft unseres Berufs lenkt. Danke an alle Referent:innen, die bereit sind, ihr Wissen kollegial für ein Dankeschön zu teilen!

Unser Lagerfeuer ist künstlich, dafür setzen wir auf echte Intelligenz: Wir freuen uns auf spannende Begegnungen mit und Themenvorschläge von euch. #DuMachstDasWir.

Die aktuellen Feierabende und das Videoarchiv findet ihr immer auf dieser Seite: bdg.de/feierabend 

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